Wie moderne Technologie in elektronischen Telemedizin Konsultationen helfen kann
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Die Digitalisierung im Gesundheitswesen in Deutschland hat laut McKinsey ein Einsparpotenzial von 42 Milliarden Euro pro Jahr. Einen der größten Anteile sieht McKinsey dabei im Bereich der E-Konsultation mit einem Potenzial von 5,7 Milliarden Euro pro Jahr. Wenn man bedenkt, dass diese Zahlen nur für Deutschland gelten, kann man sich vorstellen, wie groß das gesamte E-Konsultationspotential weltweit sein wird. Diese Zahlen zeigen, dass wir in Zukunft mit enormen Aktivitäten in diesem Bereich rechnen können, da der Gesundheitssektor die Potenziale nutzen möchte.
Nach der allgemeinen Definition ist E-Konsultation die Fernkommunikation und -zusammenarbeit zwischen einem Patienten und seinem Arzt, um sich virtuell per Audio- und/oder Videokonferenz zu treffen. Von der deutschen kassenärztlichen Bundesvereinigung KVB auch als Videosprechstunde bezeichnet.
Für Sie als Patient hat es den enormen Vorteil, dass Sie Ihr Zuhause für den Arztbesuch nicht mehr verlassen müssen, da Sie sich sehr wahrscheinlich ohnehin schlecht fühlen. Indem Sie zu Hause zur vereinbarten Zeit auf Ihrem Laptop oder Mobilgerät einfach auf einen Meeting-Link klicken, werden Sie mit der E-Konsultationsplattform verbunden und betreten in der Regel ein virtuelles Wartezimmer, bevor der Arzt Sie zum eigentlichen Echtzeit-Kommunikationsmeeting per Audio und Video schaltet. Sehr wahrscheinlich haben Sie als Patient dies bereits getan.
Für die Ärzte und Kliniken eröffnet dies neue Möglichkeiten der Patientenbehandlung, wobei der Hauptvorteil darin besteht, den immer stärker werdenden physischen Personenverkehr zu reduzieren. Sie alle haben wahrscheinlich bereits Stunden in überfüllten Wartezimmern von Ärzten verbracht, daher ist es keine Überraschung, dass die Nutzung von E-Konsultationslösungen während der Corona Pandemie stark zugenommen hat.
Die Verwendung von bloß Audio-/Videokonferenzen (Videosprechstunde) für E-Konsultationen bei Arztbesuchen sind dabei nur der Anfang. In Zukunft wird die Anwendung moderner Technologien bei E-Konsultationen weit über reine A/V-Konferenzen hinausgehen. Künstliche Intelligenz (KI), Machine Learning (ML), Augmented Video, Internet of Things (IoT) und Chat- und Sprachbots entwickeln sich rasant weiter, haben zum großen Teil gute oder sehr gute Qualitätslevels erreicht und werden dem Arzt immer besser dabei helfen, die Symptome des Patienten besser und schneller zu verstehen und bei der Bestimmung von Diagnose und Behandlung zu unterstützen:
Sprachanalyse des Patienten - mittels Speech to Text Transcribing und Natural Language Processing (NLP) oder mittels Automatic Speech Recognition (ASR) - gibt dem Arzt Hinweise und Einschätzungen, die bei der Diagnose helfen. Dabei geht es nicht nur um das gesprochene Wort, sondern auch darum, WIE die Worte gesprochen werden, was Aufschluss über die Gefühle und die Stimmung des Patienten gibt.
Zusätzlich zur Analyse der Stimme des Patienten, kann Videoanalyse mittels Machine Learning (ML) dabei helfen die Signifikanz der Erkrankung einzuschätzen. Ein Patient sieht typischerweise völlig anders aus, je nachdem, ob er nur eine leichte Erkältung oder gar eine sehr schwere Grippe hat.
Textkonversation (Text Chat) wird als Alternative zum Sprachkanal für Patienten mit Hör- bzw. Spracheinschränkungen verwendet, steht jedoch auch anderen Patienten zur Verfügung. Die Textanalyse mittels ML funktioniert ähnlich wie die Analyse eines transkribierten Sprachkanales.
Elektronische Gesundheitsakten von früheren relevanten Patientenbesuchen werden automatisch in Echtzeit und gefiltert vom System abgerufen, beispielsweise basierend auf Triggern aus der Sprachanalyse, und dem Arzt auf seinem Bildschirm zur Verfügung gestellt.
Video-Overlay ermöglicht digitale Notizen bzw. Ergänzungen zum eigentlichen Videobild, welches der Arzt vom Patienten sieht. Beispielsweise werden potenziell relevante frühere EHR (Electronic Health Records) Daten, z. B. Mittelohrentzündung links vor 6 Wochen, digital bzw. graphisch zum Videobild des Patienten am linken Ohr hinzugefügt (annotiert), welches der Arzt sieht, da das System erkennt, dass dies mit den aktuellen Problemen des Patienten in Zusammenhang stehen kann.
Internet of Things (IoT), im Medizinbereich besser bekannt als Wearables oder Sensoren, werden mit der E-Konsultationsplattform zum Zweck des Gesundheitsmonitorings des Patienten integriert. Beispielsweise liefern Sensoren zur Messung von Blutdruck und/oder Blutzucker dem Arzt wertvolle Einblicke hinsichtlich der aktuellen Gesundheitsparameter des Patienten, selbstverständlich in analysierter und für den Arzt leicht verständlich aufbereiteter Form, dank Datenanalyse.
Chat- oder Voicebots, die Patienten bei der Terminvereinbarung mit dem Arzt unterstützen, sind seit längerem bekannt.
KI-gestützte digitale Arztassistenten werden Ärzte dabei unterstützen, alle multimodalen Patientendaten, die während der Telemedizin E-Konsultation gesammelt werden (Sprach-, Video-, Text- sowie IoT Daten) in Echtzeit zu analysieren und für den Arzt aufzubereiten.
Patienten werden, zumindest für Routinekonsultationen, mit einem Digitalen Arztassistenten per Sprache oder Text kommunizieren können. Um das Patientenerlebnis zu erhöhen wird der Patient dabei ggf. auch einen digitalen Zwilling des Arztes per Video sehen können. Wir kennen Digital Twins aus anderen Industriefeldern und Anwendungen. Dies alles könnte für Patienten zumindest für einfache Arztkonsultationen den oft vorhandenen Ärztemangel entschärfen, denn der digitale Arzt hat immer Zeit. Ärzte und Ärztinnen könnten so mehr Zeit für die Behandlung von komplexeren Patientenfällen bekommen.
Nicht zuletzt auf der Wunschliste vieler Ärzte und Ärztinnen ist eine KI gestützte Assistenz, welche dem Arzt dabei hilft, die ICD-10 oder ICD-11 Codes vorherzusagen und zu bestimmen. Dies sind die Codes für die ca. 17.000 Krankheiten bzw. Diagnosen, die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) standardisiert sind, die der Arzt bestimmen und Ihrer Krankenversicherung mitteilen muss. Eine KI Unterstützung auf diesem Gebiet würde dem Arzt auf Basis von Vorschlägen helfen, schneller und effizienter den oder die richtigen Codes zu bestimmen.
E-Konsultationsplattformen müssen hohe Standards in Bezug auf Sicherheit (z. B. Ende-zu-Ende Verschlüsselung), Datenschutz (z. B. DSGVO) und Standardschnittstellen (z. B. FHIR – Fast Healthcare Interoperability Resources) erfüllen, um das notwendige Patientenvertrauen zu schaffen. Gleichzeitig müssen die Systeme einfach zu bedienen sein, um die Hürde zur Nutzung auch für „nicht so digitale Natives“ zu senken.
Zusammenfassend bietet die E-Konsultation allen beteiligten Interessengruppen enorme Vorteile:
Ferner in die Zukunft geblickt, werden Sie als Patient in 10-15+ Jahren wahrscheinlich Ihre Ärzte in einer Metaverse-Klinik treffen, aber das ist eine andere Geschichte und möglicherweise Gegenstand eines zukünftigen Blogs.
Im Moment kann E-Konsultation in gewisser Weise mit Telearbeit aus dem Homeoffice verglichen werden, welche auch viele Vorteile hat und während der Covid Pandemie ebenfalls enorm an Bedeutung gewonnen hat. Aber da es sich herausgestellt hat, dass Sie Ihre Kollegen im Büro von Zeit zu Zeit besser persönlich treffen sollten, gilt das Gleiche auch für den Besuch bei Ihren Ärzten. Am Ende wird es eine Mischung sein aus physikalischen Arztbesuchen und E-Konsultationen.
Über die Telemedizin E-Konsultation im Gesundheitswesen (Videosprechstunde) hinausgehend ist es offensichtlich, dass diese Art von E-Beratung auch in anderen vertikalen Märkten und Branchen anwendbar sein wird oder bereits verwendet wird. Wo immer eine Person oder ein Kunde Unterstützung sucht und sich deswegen aus der Ferne mit einem „Diensteanbieter“ beraten möchte, der Sie mittels Audio- und Video-Zusammenarbeit in Echtzeit unterstützt – sei es im Einzelhandel (E-Konsultation mit dem Verkäufer ihres Vertrauens), im Finanzwesen (Bankberater), im öffentlichen Sektor (Behörden) oder in anderen vertikalen Branchen – haben Sie eben einen weiteren Anwendungsfall für E-Konsultation geschaffen. Hersteller und Anbieter von E-Konsultationsplattformen müssen sich selbstverständlich an die spezifischen Prozesse und Arbeitsabläufe der jeweiligen vertikalen Branche anpassen und die branchenspezifischen Tools integrieren. Sie können sich vorstellen, wie groß der potenzielle Gesamtmarkt für E-Konsultation oder E-Beratung sein wird.
Wenn Sie interessiert sind, was Mitel bereits heute für seine klinischen Kunden tun kann, um die Behandlung von Patienten per E-Konsultation und Workflow-Integration bestmöglich zu unterstützen, besuchen Sie: Virtual Care Collaboration Service | Mitel.
Categories: Digitale Transformation